Beruf Schifffahrtskaufmann
Welche Ausbildung benötigt man als Schifffahrtskaufmann?
Der transkontinentale Warentransport auf dem Seeweg spielt in unserer modernen, vernetzten Weltwirtschaft eine entscheidende Rolle. Rund um den Globus sind Frachter und Tanker im Dauereinsatz und befördern eine unvorstellbare Menge an Gütern. Von Erdöl über Bananen bis zu iPhones: Zahlreiche Produkte, die wir jeden Tag nutzen, haben den Weg zu uns per Schiff gefunden.
Ohne die Fähigkeiten und den Fleiß von Schifffahrtskaufleuten wäre dieses vernetzte Transportsystem nicht denkbar. Diese Logistikspezialisten der Seefrachtbranche sind für die Organisation, Koordination und Auslastung des Warentransports auf dem Seeweg verantwortlich.
Schifffahrtskaufleute arbeiten entweder für Linienreedereien oder für Trampreedereien. Erstere laufen Häfen nach einem festen Fahrplan an. Im Vergleich dazu verkehren Schiffe der Trampschifffahrt nach keinem festen Fahrplan, sondern werden von Auftraggebern wie Import-Export-Unternehmen gechartert.
Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, die diese beiden Arten der Transportschifffahrt mit sich bringen, werden Schifffahrtskaufleute in einem von zwei Ausbildungsprogrammen ausgebildet:
- Schifffahrtskaufmann/Schifffahrtskauffrau der Fachrichtung Linienfahrt
- Schifffahrtskaufmann/Schifffahrtskauffrau der Fachrichtung Trampfahrt
Beide Bildungswege sind dreijährige, anerkannte Ausbildungsberufe im Berufsfeld Industrie und Handel. Für die Zulassung zu den Ausbildungen bestehen keine gesetzlich vorgeschriebenen Bildungsvoraussetzungen. Allerdings setzen die Ausbildungsbetriebe fast immer voraus, dass Azubis über eine Hochschulreife verfügen.
Im Jahr 2020 begannen 99 Ausbildungsanfänger/innen die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann/zur Schifffahrtskauffrau der Fachrichtung Linienfahrt. Von diesen besaßen 83 % eine Hochschulreife. Bei den Auszubildenden, die die Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann/zur Schifffahrtskauffrau der Fachrichtung Trampfahrt begonnen haben, waren die Zahlen ähnlich. Im Jahr 2020 gab es 96 neue Azubis. Davon verfügten 88 % über eine Hochschulreife.
Unabhängig davon, für welches Ausbildungsprogramm man sich entscheidet, sind gute Kenntnisse in den folgenden Schulfächern hilfreich, um die Ausbildung mit Erfolg zu absolvieren.
- Mathematik: Die Erstellung von vorläufigen Reisekalkulationen, die Berechnung von verfügbarem Frachtraum oder das Erstellen von Frachtrechnungen sind einige Bereiche, in denen exzellente mathematische Fähigkeiten gefragt sind.
- Erdkunde/Geografie: Für die Routenplanung von Transportschiffen sind gute geografische Kenntnisse sowie Wissen um die unterschiedlichen Seewege und Landtransportverbindungen von den Häfen aus erforderlich.
- Wirtschaft: Die Ausarbeitung wettbewerbsfähiger, marktgerechter Beförderungsangebote für Gütertransporte erfordert solide wirtschaftliche Grundlagenkenntnisse.
- Deutsch: Hervorragende schriftliche und mündliche Kommunikationsfähigkeiten sind für die Korrespondenz mit Kunden, Spediteuren und Lagerhaltern erforderlich.
- Englisch: Im internationalen Seeverkehr wird ein Großteil der Transaktionen auf Englisch abgewickelt.
Die meisten Ausbildungsprogramme für dieses Berufsbild befinden sich in den Bundesländern, die sich unmittelbar am Meer befinden. Hamburg und Bremen mit ihren bedeutenden Häfen sind dabei die wichtigsten Ausbildungsstandorte.
Welche Fähigkeiten braucht man als Schifffahrtskaufmann?
Wer eine Karriere als Schifffahrtskaufmann oder Schifffahrtskauffrau ins Auge fasst, sollte Spaß am Organisieren haben, mit Zahlen umgehen können, gerne mit Menschen arbeiten und über ausgezeichnete schriftliche und mündliche Englischkenntnisse verfügen. Weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man benötigt, um in diesem Beruf erfolgreich zu sein, sind:
- eine schnelle Auffassungsgabe und Bearbeitungsgeschwindigkeit, um die zahlreichen Frachtpapiere zu bearbeiten, die zur täglichen Arbeit in diesem Beruf gehören
- Konzentration und Merkfähigkeit, selbst unter Zeitdruck oder angesichts Unterbrechungen
- solide rechnerische Kompetenzen, zum Beispiel bei der Ermittlung der kostengünstigsten und zeitlich effizientesten Seerouten oder bei der Berechnung von Frachttarifen
- exzellente und klare schriftliche Ausdrucksfähigkeit sowie gute Rechtschreibkenntnisse
- eine selbstständige Arbeitsweise und die Fähigkeit, Aufgaben unter minimaler Aufsicht zu erledigen
Wie viel verdient ein Schifffahrtskaufmann?
Während der Ausbildung:
Während ihrer Ausbildungszeit erhalten Azubis, die sich zum Schifffahrtskaufmann oder zur Schifffahrtskauffrau ausbilden lassen, eine Ausbildungsvergütung von ihrem Ausbildungsbetrieb. Die Höhe der Vergütung richtet sich nach dem Tarifvertrag ihres Arbeitgebers und dem Bundesland, in dem dieser ansässig ist. Eine Vergütung wird nicht gezahlt, wenn die Ausbildung nur in Präsenzveranstaltungen (ohne Ausbildungsbetrieb) stattfindet oder das 1. Ausbildungsjahr als Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) durchgeführt wird.
Nachstehend ist ein Vergütungsbeispiel für Unternehmen angeführt, die unter den Tarifvertrag für das Verkehrsgewerbe (Schifffahrt) fallen. Alle Vergütungsangaben sind monatliche Bruttowerte und dienen nur zu Referenzzwecken. Das tatsächliche Gehalt kann variieren.
- Ausbildungsjahr: € 720 bis € 855
- Ausbildungsjahr: € 783 bis € 980
- Ausbildungsjahr: € 878 bis € 1.105
Als Berufseinsteiger:
Nach Abschluss ihrer Ausbildung beginnen die meisten Schifffahrtskaufleute mit einem Gehalt zwischen € 2.100 und € 2.600 brutto monatlich. Der größte Faktor, der sich auf das Anfangsgehalt auswirkt, ist der Standort der Stelle und die damit verbundenen Lebenshaltungskosten. Eine vergleichbare Stelle in Hamburg zum Beispiel kann ein Gehalt von € 500 brutto monatlich mehr bieten als eine Stelle in einem eher ländlichen Ort in Schleswig-Holstein.
Mit Berufserfahrung:
Mit steigender Erfahrung und dem Nachweis ihrer Fähigkeiten verbessert sich das Gehalt für Schifffahrtskaufleute in der Regel dementsprechend. Der nationale Durchschnittslohn für alle Arbeitnehmer/innen in diesem Beruf liegt bei etwa € 2.900 brutto monatlich.
Spitzenverdiener/innen mit zehn oder mehr Jahren Erfahrung, die für eine große Reederei arbeiten, können bis zu € 3.500 brutto monatlich verdienen. Spitzengehälter sind vorwiegend mit einer gewissen Managementverantwortung verbunden. Nur wenige Schifffahrtskaufmänner und Schifffahrtskauffrauen verdienen jedoch über diesem Gehaltsniveau.
Welche Aufgaben hat man als Schifffahrtskaufmann?
Während der Ausbildung:
Der internationale Seefrachtverkehr ist ein komplexes und kompliziertes Geschäftsfeld, das präzises Timing, hervorragende Organisationsfähigkeiten und einen umfassenden Gesamtüberblick erfordert. In der Berufsausbildung für diese Tätigkeit wird im Hörsaal viel über Schifffahrtslogistik, rechtliche Anforderungen und ordnungsgemäße Abläufe gelernt. Für Azubis steht der Erwerb dieser theoretischen Grundlagen im Vordergrund.
Außerhalb des Klassenzimmers beginnen sie, dieses Wissen in der realen Welt in ihrem Ausbildungsbetrieb anzuwenden. Unter den aufmerksamen Augen und der Anleitung ihrer voll ausgebildeten Kollegen beginnen sie langsam, die gleichen Aufgaben zu übernehmen, die sie auch in ihrem ersten Job ausführen werden. Mit zunehmendem Können und der Demonstration ihrer Fähigkeiten übernehmen sie in der Regel komplexere und anspruchsvollere Aufgaben.
Im Berufsleben:
Schifffahrtskaufleute sind für die optimale Auslastung der Schiffe, die Beschaffung der Fracht, die Buchung von Laderaum und die Abwicklung der Schiffsfreigabe am Hafen zuständig. Sie stehen in ständigem Kontakt mit Kunden, Bordpersonal sowie Hafenpersonal auf der ganzen Welt.
Sie konzentrieren sich auf Gewinn und sind ergebnisorientiert. Diese Fachkräfte achten darauf, dass Frachter und Containerschiffe möglichst kontinuierlich ohne größere Stehzeiten im Einsatz sind. Schließlich verursacht ein Schiff, das im Hafen liegt, nur Kosten und wirft keinen Gewinn ab. Zu den vielen Aufgaben und Tätigkeiten von Schifffahrtskaufleuten zur Sicherstellung eines profitablen und effizienten Seetransports von Waren und Gütern gehören:
- die Kundenberatung bezüglich Versandtarifen, Versicherungskosten, Einfuhrzöllen, kombinierten Transportmöglichkeiten usw.
- die Planung von Laderäumen und Kapazitäten auf Transportschiffen
- sich über internationale Frachtmärkte, Häfen oder Schifffahrtsrouten auf dem Laufenden zu halten
- die Durchführung der Abfertigung von Schiffen und Ladungen sowie die Registrierung von ankommenden Schiffen
- die Überwachung der Be- und Entladevorgänge
- die Erstellung von Hafenkostenrechnungen
- das Aufsetzen von Frachtverträgen
- die Bearbeitung von Schadensmeldungen an Schiff oder Ladung und die Abwicklung von Schadensfällen mit Versicherungsgesellschaften
Wo arbeitet ein Schifffahrtskaufmann?
Nach Abschluss ihrer Berufsausbildung können Schifffahrtskaufleute in den nachfolgenden Arten von Unternehmen eine interessante und abwechslungsreiche Anstellung finden:
- bei Linienreedereien oder Trampreedereien, je nach abgeschlossenem Ausbildungsprogramm
- bei Maklern für Schiffs- und Frachttransporte
- bei Seehafenspeditionen
Schifffahrtskaufmann/Schifffahrtskauffrau ist in erster Linie ein Bürojob, wobei auch Außendiensttätigkeiten anfallen können. Die meisten Stellen befinden sich in oder in der Nähe von Hafenstädten.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Schifffahrtskaufmann?
Aufstiegsmöglichkeiten für Schifffahrtskaufleute ohne Zusatzausbildung sind zwar möglich, aber in den meisten Fällen erreicht man ohne Spezialisierung oder zusätzlicher Bildungsmaßnahme eine Gehaltsobergrenze von etwa € 3.300 brutto im Monat. Wer mehr verdienen möchte und eine Position mit größerer Verantwortung anstrebt, soll in eine fachspezifische Weiterbildung investieren.
Da nahezu alle, die diesen Beruf erlernen, im Besitz der Hochschulreife sind, ist ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule der naheliegendste Weg, um beruflich voranzukommen. Zu den Studiengängen, die für Schifffahrtskaufleute besonders empfehlenswert sind, gehören:
- Schiffs-, Reedereimanagement, Hafenwirtschaft
- Betriebswirtschaftslehre
- Logistik und Supply-Chain-Management
- Verkehrsbetriebswirtschaft
- Wirtschaftsingenieurwesen