Beruf Psychotherapeut
Welche Ausbildung benötigt man als Psychotherapeut?
Seit dem Wintersemester 2020 erfolgt die Ausbildung zum Psychotherapeuten/zur Psychotherapeutin über das weiterführende Studienfach Psychotherapie. Dazu absolviert der Studierende zunächst ein 6-semestriges Bachelorstudium in dem grundständigen Studienfach Psychotherapie oder Psychologie. Dem folgt ein internes Auswahlverfahren der Hochschulen für ein weiterführendes 4-semestriges Masterstudium der Psychotherapie. Relevant sind die im Bachelorstudium erbrachten Leistungen.
Das Studium vermittelt grundlegendes Wissen, das den/die angehenden Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen befähigt, Patienten/Patientinnen jeden Alters zu behandeln. Die Hochschulabsolventen erlernen alle psychotherapeutischen Verfahren, die eine wissenschaftliche Anerkennung erhielten. Das durch die Approbationsordnung für Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen bundeseinheitlich geregelte Masterstudium der Psychotherapie endet mit einer staatlichen Prüfung und dem Abschluss Master of Arts oder Master of Science.
Der Bildungsgang steht auf einem hohen Niveau. Er hat zum Ziel, die wissenschaftliche Kompetenz zu stärken sowie das Fachwissen zu vermitteln, das die psychotherapeutische Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen erfordert. Mit bestandener Prüfung erhält der Master die Erlaubnis (Approbation) Patienten/Patientinnen auf nicht ärztlicher Basis zu behandeln.
Während dieser weiterführenden Ausbildung zum Psychotherapeuten/zur Psychotherapeutin empfiehlt es sich, Zusatzqualifikationen zu erwerben. Diese erhalten die Studierenden durch Praktika in Einrichtungen, die sich mit der neuropsychologischen, der psychosomatischen, psychotherapeutischen oder psychiatrischen Versorgung von Patienten/Patientinnen beschäftigen. Hilfreich für die spätere Jobsuche ist zudem der Erwerb von Kompetenzen im Bereich Zeitmanagement oder anderer Schlüsselqualifikationen.
Ein alternativer Weg, um die Psychotherapie zu studieren, ist ein weiterbildendes Masterstudium über eine Fernhochschule. Die Studierenden benötigen dazu keinen Numerus clausus, jedoch ein abgeschlossenes Bachelorstudium der Psychologie, das sie ebenfalls an einer Fernhochschule absolvieren können.
Welche Fähigkeiten braucht man als Psychotherapeut?
Zur Ausübung des Berufes benötigen Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen bedeutende Kompetenzen. Bringen sie diese nicht mit und üben sie den Beruf dennoch aus, besteht die Möglichkeit, dass sich dieses negativ auf die Patienten/Patientinnen auswirkt. Wichtig ist hier die Empathie, die Fähigkeit, sich in den Patienten/die Patientin hineinzuversetzen.
Die Medizinethik schreibt Ehrlichkeit vor sowie respektvolles Verhalten seinem Patientenstamm gegenüber. Zudem erfordert die Tätigkeit objektives, verantwortliches und kompetentes Handeln in einem wissenschaftlichen Rahmen. Ein/e Psychotherapeut/in beweist in seinem/ihrem Berufsalltag Toleranz.
Er/sie ist psychisch stabil, sodass das Leid der Patienten/Patientinnen die Gesundheit des Therapeuten/der Therapeutin nicht gefährdet. Zudem besitzt er/sie:
- eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit
- hervorragende analytische Fähigkeiten
- das Vermögen, zuzuhören
- Kontaktbereitschaft
- die Fähigkeit, professionelle Distanz zu wahren
- Durchhaltevermögen
- pädagogisches Geschick, Motivationsfähigkeit
Daneben bedarf es an fachlichen Kompetenzen, um erfolgreiche Psychotherapien durchzuführen. Diese erlernen Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen während ihres Studiums. Sie betreffen etwa die:
- Krisenintervention und Notfallpsychologie
- Neuropsychologie
- Gesprächs-, Gruppen, Familien-, Entwicklungs- sowie Verhaltens- und Psychotherapie
- Kinder- und Jugendlichentherapie
Zudem bedarf es an Fachwissen bezüglich der Rehabilitation, der Psychosomatik, und der klinischen Psychologie. Eine bedeutende Kompetenz ist die psychologische Diagnostik, ohne die es keine Therapie gibt. Zudem benötigt ein praktizierender Psychotherapeut Fachwissen bezüglich der Psychiatrie und der ärztlichen Psychotherapie.
Abhängig von der Tätigkeit, auf die Sie sich als Psychotherapeut/in spezialisiert haben, benötigen Sie weitergehende Kompetenzen. Diese können sich in Richtung Mediation oder Supervision bewegen. Sind Sie gern online unterwegs und es ist Ihnen ein Bedürfnis, Ihre Hilfe überregional anzubieten, eignen Sie sich die notwendigen Fertigkeiten an, die Sie für eine Videokonferenz benötigen.
Möchten Sie sich um das Glück von Familien kümmern, verschaffen Sie sich Kenntnisse in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Eine Betätigung in der Suchtberatung sowie in der Gestalt- oder Theatertherapie setzt ebenso weitergehendes Wissen voraus, wie die Milieu- und Traumatherapie.
Wie viel verdient ein Psychotherapeut?
Während der Ausbildung:
Angehende Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen erhalten keine Ausbildungsvergütung, da es sich nicht um eine anerkannte duale Berufsausbildung handelt. Für das Studium erhalten die Lernenden kein Gehalt. Möglichkeiten, Geld zu verdienen, ergeben sich bei Praktika. Hier liegt es am Verhandlungsgeschick des Studierenden, ob er eine Vergütung für seine praktische Arbeit erhält.
Anders sieht es in der Weiterbildung zum Psychotherapeuten/zur Psychotherapeutin aus. In dieser Zeit erhält der/die PiW eine Vergütung 40 % der von den Krankenkassen bezahlten Vergütungen, mindestens aber 1.000 € brutto/Monat.
Als Berufseinsteiger:
Mit einer Berufserfahrung von weniger als 3 Jahren beträgt das durchschnittliche Gehalt ca. 2.900 € brutto/Monat.
Mit Berufserfahrung:
Mit 4 bis 9 Jahren Berufstätigkeit als Psychotherapeut/in rechnen diese mit einem Durchschnittsgehalt von ca. 4.200 € brutto/Monat. Bei einer Berufserfahrung von 10 bis 20 Jahren liegt das Gehalt bei durchschnittlich 4.700 €. Arbeiten sie länger als 20 Jahre in Ihrem Beruf, erhalten sie für ihre Tätigkeit als erfahrene/r Psychotherapeut/in mehr als 5.000 € brutto/Monat.
Die Gehälter der Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen variieren stark. Sie hängen von der Berufserfahrung, der Größe des Unternehmens, der Art des Unternehmens, von der Spezialisierung sowie von der Region ab, in der sich das Unternehmen befindet.
Ein Gehalt von brutto ca. 2.776 bis 5.255 € brutto im Monat bekommen nicht ärztliche Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen wie:
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten/-psychotherapeutinnen
- Supervisoren/Supervisorinnen
- Mediatoren/Mediatorinnen
- Psychologische Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen
- Verhaltenstherapeuten/Verhaltenstherapeutinnen
Ein/e Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bekommt ein deutlich höheres Gehalt. Er/sie rechnet mit einem Verdienst von ca. 5.759 € bis mehr als 6.450 € brutto/Monat. Diesen Werten entspricht das Einkommen von Fachärzten/Fachärztinnen für psychosomatische Medizin und Psychotherapie und denen der Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeuten/-psychotherapeutinnen.
Ein beispielhaftes Gehalt für im öffentlichen Dienst tätige Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen beträgt 4.911 bis 6.560 € brutto/Monat. Dieser Wert stammt aus dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD).
Welche Aufgaben hat man als Psychotherapeut?
Während der Ausbildung:
Während der Ausbildung studieren die angehenden Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen. Sie bereiten sich theoretisch auf ihren späteren Beruf vor. Die Praxis erlernen die Studierenden während dieser Zeit durch Praktika. Davon widmet sich eines der Psychotherapieforschung und eines einer berufsqualifizierenden Tätigkeit, bei der sie die Psychotherapie praktisch anwenden.
Das Masterstudium vertieft das im Bachelorstudium erworbene Fachwissen in Bezug auf die Wissenschaft sowie auf die Forschungsmethodik. Dabei geht es etwa um:
- die Evaluierung wissenschaftlicher Befunde
- die Messtheorie
- multivariate Analysemethoden
Die Studierenden erlernen im Rahmen der Störungs- und Verfahrenslehre der Psychotherapie der Zielgruppe entsprechend psychotherapeutische Behandlungen durchzuführen. Sie widmen sich der Diagnostik und der Begutachtung. Sie erfahren dabei, wann ein Patient/eine Patientin berufs- und erwerbsunfähig ist.
Einen Teil des Studiums verbringen sie damit, die angewandte Psychotherapie kennenzulernen. Diese beinhaltet die psychosoziale sowie die ambulante und klinische Versorgung. Bedeutend für die spätere berufliche Tätigkeit ist die Selbstreflexion. Daneben eignen sie sich das Wissen an, wie sie psychotherapeutische Behandlungen dokumentieren, organisieren und sach- und fachgerecht beurteilen.
Im Berufsleben:
Wie das Berufsbild eines Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin aussieht, hängt vom Einsatzgebiet ab. Arbeitet er/sie präventiv, stellt er/sie sich als Ansprechpartner für Familienmitglieder, Fachkräfte und Menschen aus dem sozialen Umfeld der hilfsbedürftigen Person zur Verfügung. Bei den betroffenen Personen handelt es sich etwa um Suchtkranke.
Widmen sich die Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen der Lehre, gehört es zu Ihren Aufgaben, Studenten auszubilden und Vorträge zu halten. Arbeiten diese im Gesundheits- oder sozialen Bereich, behandeln sie die Patienten/Patientinnen direkt. Zu ihren Tätigkeiten gehört es, zu diagnostizieren und verschiedene psychische Erkrankungen wie Burn-outs, Depressionen, Traumata oder Psychosen zu therapieren. Leidet der/die Betroffene unter einer Angststörung, liegt es ebenfalls in ihrer Macht, diese zu behandeln.
Nach der Diagnose erstellen Sie einen Therapieplan. Die Therapie erfolgt in Gruppen, in Einzeltherapiestunden oder im Rahmen einer Verhaltenstherapie.
Wo arbeitet ein Psychotherapeut?
Ein/e Psychotherapeut/in arbeitet in Büros, in den Zimmern von stationär untergebrachten Patienten/Patientinnen sowie in Behandlungs- und für Untersuchungen eingerichteten Räumen. Bei einer Lehrtätigkeit kommen Hörsäle und Unterrichtsräume in Betracht. In der Forschung tätige Psychotherapeutinnen arbeiten in Forschungszentren oder alternativ in Hochschulen.
Sie finden Anstellung in:
- ambulanten sozialen Diensten
- in Krankenhäusern und Kliniken
- in psychotherapeutischen Praxen
- bei ambulanten sozialen Diensten
- bei Sozialversicherungsträgern und Organisationen des Gesundheitswesens
In Kliniken und Krankenhäusern tätige Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen kleiden sich, obgleich sie keiner Kleiderordnung unterliegen, ähnlich wie die Ärzte. Arbeiten diese in Praxen, ist keine besondere Kleidung erforderlich. Die Empfehlung lautet, sich so formal wie die Patienten/Patientinnen zu kleiden oder eine Stufe darüber. Im Allgemeinen passen sie sich situativ mit ihrer Kleidung an. Sie verzichten auf auffällige Farben und Accessoires sowie auf Piercings und Tattoos.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Psychotherapeut?
Die neue Ausbildung zum Psychotherapeuten/zur Psychotherapeutin sieht vor, dass der Absolvent/die Absolventin des Masterstudiums Psychotherapie nach Erhalt der Approbation an einer Weiterbildung in einer ambulanten oder stationären Einrichtung teilnimmt. In diesem Stadium der Ausbildung handelt er/sie als Psychotherapeut/in in Weiterbildung, abgekürzt PiW.
Während der Weiterbildung unterzieht er sich etwa einer 600 Stunden umfassenden theoretischen Ausbildung. Während der ebenso langen praktischen Ausbildung führt er/sie mindestens 6 Behandlungen durch. 150 Stunden betreffen die Supervision.
Der/die PiW ist während der Weiterbildung 1.800 Stunden praktisch tätig. Davon absolviert er/sie 1.200 Stunden in einer psychiatrischen Klinik und 600 Stunden in einer Einrichtung für psychosomatische oder psychotherapeutische Versorgung
Hat der/die PiW die vom Land organisierte Weiterbildung abgeschlossen, ist er/sie ermächtigt, sich ins Arztregister eintragen zu lassen. Ist es das Ziel der ärztlichen Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen, eine eigene Praxis zu eröffnen, stellen sie einen Antrag auf Zulassung, die es erlaubt, Patienten/Patientinnen mit psychischer Erkrankung ambulant zu versorgen.
Für eine Tätigkeit in der Forschung empfiehlt sich eine Promotion. Diese erleichtert den Zugang zu einer gehobenen Position in der Privatwirtschaft oder in der öffentlichen Verwaltung. Finden Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen in der Lehre Ihre Berufung, erreichen sie Ihr Ziel über die Promotion und anschließenden Habilitation. Als Hochschulprofessor erwartet sie ein Gehalt von ca. 4.389 bis 6.015 € brutto/Monat.