Beruf Psychiater
Welche Ausbildung benötigt man als Psychiater?
Die Ausbildung zum/zur Psychiater/in dauert mindestens 11 Jahre. Die Ausbildungszeit hängt vom eigenen Können und der Motivation ab. Die Regelstudienzeit beinhaltet mindestens 12 Semester für das Medizinstudium und weitere fünf Jahre für die Fachausbildung.
Der Zugang zu diesem Beruf ist nur über die allgemeine Hochschulreife möglich. Nach dem Abitur beginnen Sie das vorklinische Studium der Medizin. Nach vier Semestern legen Sie die erste Prüfung ab.
Nach erfolgreicher Prüfung wird das Studium fortgesetzt. Die Aufgabeninhalte konzentrieren sich auf grundlegende Fachbereiche. Die letzten beiden Semester (in der Regelstudienzeit 11. und 12. Semester) konzentrieren sich auf die praktische Ausbildung.
Danach legen Sie weitere Prüfungen ab und erwerben damit den akademischen Titel des /der Arztes/Ärztin. Basierend darauf, erfolgt nun die Weiterbildung zum/zur Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie. Diese Weiterbildungsmaßnahme ist gesetzlich geregelt und stützt sich auf die Grundlage der Weiterbildungsverordnung der Ärztekammer.
In der Regel findet die weitere Ausbildung innerhalb von Universitätskliniken und Lehrkrankenhäuser der Universitäten statt. Unter bestimmten Rahmenbedingungen kann die Weiterbildung auch in Arztpraxen erfolgen. Jeder einzelne Lehrbereich der Psychiatrie muss für eine bestimmte Zeit durchlaufen werden.
Die Weiterbildung zum/zur Psychiater/in dauert fünf Jahre. Danach erfolgt die fachärztliche Prüfung. Von nun an dürfen Sie sich Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie nennen und in diesem Beruf arbeiten.
Die Facharztausbildung kann unter bestimmten Voraussetzungen bis zu einem Jahr verkürzt werden. Die Ärztekammer rechnet folgende praktische Tätigkeiten an:
- Sechs Monate für Bereiche der Inneren Medizin
- Sechs Monate für die Allgemeinmedizin
- Sechs Monate für Bereiche der Neurochirurgie und Neuropathologie
- Ein Jahr für forensische Psychiatrie
Maximal zwei Jahre der Weiterbildungsmaßnahme entfallen auf den ambulanten Tätigkeitsbereich.
Welche Fähigkeiten braucht man als Psychiater?
Eine grundlegende Fähigkeit für diesen Beruf ist Aufmerksamkeit. Zu Ihnen kommen Menschen mit schwerwiegenden Problemen. Sie müssen diesen Menschen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen zuhören. Nur so können Sie sie therapieren.
Geduld ist eine weitere wichtige Säule. Manche Therapien können viele Jahre in Anspruch nehmen. Sie müssen sich immer wieder anders auf den/die Patienten/in einstellen. Autorität, kumpelhaftes Verhalten und eine hohe Kompetenz innerhalb der einzelnen Entscheidungen müssen miteinander harmonieren.
Sie sollten Sachverhalte schnell erkennen und sie verständlich an den/die Patienten/in weitergeben können. Gute Menschenkenntnisse und Einfühlungsvermögen sind tragende Kompetenzen. Sie müssen auch andere berufliche Umfelder und verschiedene Lebensumstände verstehen können.
Eine eigene umfangreiche Lebenserfahrung ist eine ideale Grundlage. Sie sollten auch mal hinter die Fassade blicken können. Das äußere Erscheinungsbild eines Menschen kann in die Diagnose miteinfließen. Sie müssen aber die Fähigkeit besitzen, die Personen nicht darauf basierend zu beurteilen.
Flexibilität ist unabdingbar, denn jeder Fall ist anders gelagert. Auch der Arbeitsort kann zu Ihren Entscheidungen beitragen. Nicht selten sind Patienten/innen anstrengend oder auch aufdringlich. Das verlangt ein besonnenes Handeln auch in schwierigen Situationen. Stressresistent sollten Sie in jedem Fall sein.
Wie viel verdient ein Psychiater?
Der Gehalt des Psychiaters ist unterschiedlich. Die Berufserfahrung und das Arbeitsumfeld tragen maßgeblich zur Höhe bei. Der monatliche Bruttoverdienst schwankt zwischen ca. 4900 und 8600 €. Oberärzte/innen verdienen deutlich mehr. Hier beginnt das Gehalt bei ca. 10.500 €.
Während der Ausbildung:
Da es sich um ein Studium mit Weiterbildungsmaßnahme handelt, wird keine Ausbildungsvergütung gezahlt. Studenten/innen können aber BAföG erhalten.
Als Berufseinsteiger:
Das Einstiegsgehalt orientiert sich am Arbeitsort. Angestellte in Arztpraxen verdienen meist weniger als Angestellte in psychiatrischen Fachkliniken. Berufseinsteiger/innen können sich auf ein monatliches Bruttogehalt zwischen ca. 5500 und 6900 € brutto im Monat einstellen.
Mit Berufserfahrung:
Das Gehalt von berufserfahrenen Psychiatern/innen steigt schon nach drei Jahren deutlich an. Nach zehn Jahren erreicht man Lohnhöhen im fünfstelligen Bereich. Der Bruttoverdienst pendelt sich pro Monat zwischen 8500 und 12.000 € ein.
Für den Bereitschaftsdienst werden Sonderzulagen gezahlt. Auch der Dienst an Wochenenden und Feiertagen wird extra entlohnt.
Welche Aufgaben hat man Psychiater?
Das Aufgabengebiet eines/einer Psychiaters/in bezieht sich auf die allgemeine Psychiatrie. Es gibt aber zahlreiche Behandlungsschwerpunkte:
- Verhaltensstörungen und neurologische Störungen
- Demenz, Depressionen und Angstzustände
- Schizophrenie und Psychosen
- Aggressionen und Gewaltausbrüche
- Auffälliges Sexualverhalten
- Suizidalität
Während der Ausbildung:
Die gesamte Ausbildungszeit ist von der Aneignung der psychiatrischen Kompetenz bestimmt. Jeder/Jede Student/in muss lernen, eigenständig einen Befund zu erheben und zuvor die allgemeine Psychiatrie anzuwenden.
Jeder Befund basiert auf den vier Säulen:
- Entstehung
- Verlauf
- Erkennung
- Behandlung
Manchmal weisen verschiedene Erkrankungen ähnliche Verhaltensweisen auf. Sie lernen, wie man sie unterscheidet und durch eine gezielte Behandlung abgrenzen kann. Am Anfang müssen Sie sich aneignen, wie man Patienten/innen durch gezielte Fragestellung auf den richtigen Behandlungsweg bringt.
Ein weiter wichtiger Tätigkeitsbereich während der Lernphase ist die Prävention. Sie erwerben Wissen, das Patienten/innen vor Rückfällen bewahrt. Die Krankheitsverhütung ist gerade bei der Suizidgefahr ein tragender Behandlungsbaustein. Viele Maßnahmen und Anwendungen lernt man erst in der Praxis und sie intensivieren sich mit jeder Behandlung.
Neben dem Kontakt mit Patienten/innen bekommen Sie auch Einblicke in den Umgang mit Angehörigen. Bei vielen Therapien sind Familienmitglieder eine tragende Stütze, die maßgeblich zum Behandlungserfolg beiträgt. Sie sind an Schritten zur Krisenintervention beteiligt.
Einige Aufgabengebiete unterliegen gesetzlichen Regeln. Sie werden ausgebildet im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Ein Schwerpunkt ist auch der sexuelle Missbrauch an Kindern und Jugendlichen und körperliche und verbale Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Auch im Umgang mit Suchterkrankte gibt es Vorschriften.
Während der gesamten Weiterbildung werden Sie an psychodiagnostische und neuropsychologische Test- und Diagnoseverfahren herangeführt.
Im Berufsleben:
Beim Einstieg ins Berufsleben sollten Sie in der Lage sein, die vorliegende Erkrankung zu erkennen und zu behandeln. Die Diagnosestellung erfordert manchmal Geduld und Zeit. Sie entscheiden auch über den Behandlungsweg und ordnen entweder eine Gesprächstherapie oder eine medikamentöse Behandlung an.
Ein/e Psychiater/in muss auch mit Bezugspersonen kommunizieren. Diese können aus unterschiedlichen Bereichen kommen und eine tragende Rolle innerhalb der Behandlung spielen. Sie müssen das Umfeld Ihrer Patienten/innen studieren, das Verhalten verstehen und Zusammenhänge herstellen. Während der gesamten Phase sind auch Sie eine Bezugsperson und sollten ein stützendes Vertrauensverhältnis zum/zur Patienten/in aufbauen.
Einige Krankheitsbilder sind schwer zu erkennen. Hier ist es wichtig, technische Diagnosegeräte in die Behandlung einzubinden. In einigen Fällen kann auch eine Gruppensitzung entscheidend zur Bestimmung der Krankheit beitragen. In Kliniken sind Patienten/innen einige Wochen in stationärer Behandlung. So bleibt Zeit genug, um den/die Patienten/in zu beobachten.
Das Berufsbild umfasst auch die schriftliche Diagnosestellung. Sie überweisen die Patienten/innen an den Hausarzt zurück oder geben die Weiterbehandlung in die Hände von Kollegen/innen. Ein Arztbrief informiert schriftlich über Diagnose und Behandlung.
Wo arbeitet ein Psychiater?
Die meisten Psychiater/innen arbeiten in Kliniken, psychiatrischen Einrichtungen und Arztpraxen. Hier stehen ihnen Untersuchungszimmer und einzelne Behandlungsräume zur Verfügung. Manchmal muss die Behandlung aber auch direkt im Krankenzimmer oder im Sprechzimmer der Station oder der Notfallaufnahme stattfinden.
Je nach Arbeitsfeld arbeiten Sie zusätzlich im Gefängnis, am Unfallort oder innerhalb von staatlichen Organisationen wie Gerichten oder Polizeireviere. Es kann auch vorkommen, dass Sie zu bestimmten öffentlichen Orten fahren müssen, um einen Suizid zu verhindern. Viele Psychiater/innen arbeiten als Dozenten/innen. Dann halten Sie sich in einem Hörsaal auf.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Psychiater?
In dieser Branche sind die Aufstiegsmöglichkeiten hervorragend und vielfältig. Der erste Weg zum beruflichen Aufstieg kann schon an der Universität eingeschlagen werden. Das Masterstudium bietet eine Spezialisierung in den Fachrichtungen psychosoziale Therapie und psychosoziale Beratung.
Der nächste akademische Schritt ist die Promotion. Der Doktortitel bildet auch die Grundlage für eine spätere Professur. Durch Promotion und Professur verlängern sich das Studium und die Berufsausbildung. Für den Erhalt des Doktortitels benötigen Sie mindestens 4 Jahre. Diesen akademischen Bildungsweg sollten Sie in Betracht ziehen, wenn Sie später in der Forschung oder an der Universität arbeiten möchten.
Der klassische berufliche Aufstieg erfolgt über die einzelnen Arztpositionen:
- Assistenzarzt/Assistenzärztin
- Facharzt/Fachärztin
- Stellvertretender/e Oberarzt/Oberärztin
- Oberarzt/Oberärztin
- Leitender/e Oberarzt/Oberärztin
- Chefarzt/Chefärztin
- Ärztlicher Direktor
Der berufliche Aufstieg innerhalb der Klinikhierarchie hängt von vielen Kriterien ab. In erster Linie empfiehlt man sich durch seine exzellente Arbeit und durch ein vorbildliches Verhalten im Umgang mit Patienten/innen und Kollegen/innen. Entscheidend ist aber auch, ob man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Manchmal müssen Positionen schnell besetzt werden und manchmal wartet man viele Jahre auf eine freie Stelle in höheren Positionen. Dann hilft oft nur der Neuanfang in einer anderen Klinik.
Der berufliche Aufstieg kann auch über die Gründung einer eigenen Arztpraxis oder die Übernahme einer Praxis erfolgen. Mit Rücklagen oder einem ausgearbeiteten Finanzplan erreicht man schnell eine gut laufende Praxis.
Viele Psychiater/innen arbeiten auch erfolgreich als Gutachter/in. Sie erstellen Gutachten und schreiben ärztliche Beurteilungen für Anwälte, Gerichte oder Versicherungen. Nicht selten wird diese Tätigkeit nebenberuflich ausgeführt.