Beruf Finanzwirt
Welche Ausbildung benötigt man als Finanzwirt?
Die Ausbildung zum/zur Finanzwirt/in absolvieren Sie dual im Finanzamt und in der Landesfinanzschule. Sie dauert zwei Jahre und endet mit der Laufbahnprüfung. In dieser Zeit erlernen Sie das Steuerrecht über 14 Monate in der Steuerbehörde in der Praxis. Sie durchlaufen sämtliche Abteilungen des Amts.
In der Landesfinanzschule verbringen Sie 8 Monate für den theoretischen Teil des Vorbereitungsdienstes. In der Zeit Ihrer Ausbildung sind Sie Steuersekretärsanwärter/in im Beamtenverhältnis auf Widerruf. Die Berufsbezeichnungen unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern.
Für den Vorbereitungsdienst zum/zur Finanzwirt/in (mittlerer Dienst) benötigen Sie mindestens einen guten mittleren Bildungsabschluss. Bessere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, ergeben sich mit einem Fachabitur, der Fachhochschulreife. Daneben besitzen Sie:
- die deutsche Staatsangehörigkeit oder die eines EU-Mitgliedsstaates
- die Gewähr der Verfassungstreue
- ein einwandfreies Führungszeugnis
- die gesundheitliche Eignung für eine/n Beamten/-in auf Lebenszeit
- ein Alter von unter 45 Jahren
Zum Auswahlverfahren gehört ein Einstellungstest. Dieser überprüft Ihr/e Sprachkompetenz und Merkfähigkeit. Sie beweisen Ihre Konzentrationsfähigkeit, Ihre Rechenfähigkeiten und Ihr Urteilsvermögen. Sie zeigen Ihr Allgemeinwissen, etwa in den Bereichen Geschichte, Politik und Erdkunde. Daneben geben Sie Auskunft, wie Sie sich selbst einschätzen. Die Fragen dazu sind berufsbezogen.
Welche Fähigkeiten braucht man als Finanzwirt?
Für eine Ausbildung zum/zur Finanzwirt/in bringen Sie mehr mit als gute Schulnoten in Mathematik, Deutsch und Englisch. Ein wirtschaftliches Grundverständnis setzen die Steuerbehörden ebenso voraus, wie ein hohes Maß an Lernbereitschaft, Neugierde und der Fähigkeit zur Selbstorganisation. Als Beamter/-in im mittleren Dienst arbeiten Sie in einer Steuerbehörde in einem Team innerhalb der Abteilungen und abteilungsübergreifend. Daher ist Teamfähigkeit eine Grundvoraussetzung für eine Ausbildung zum/zur Finanzwirt/in.
Die Arbeit in einer Finanzbehörde setzt eine gute mündliche und schriftliche Ausdrucksstärke voraus. Beim Umgang mit Steuerpflichtigen zeigen Sie, dass Sie aktiv zuhören können. Sie nehmen das Gesagte auf und verarbeiten es entsprechend. Sie treten Kollegen/-innen, Vorgesetzten, anderen Behörden und Steuerberatern sowie Gerichtsvollziehern selbstbewusst und fachkundig gegenüber.
Ihre Kompetenz beweisen Sie durch Kenntnisse der:
- Abgabenordnung
- Sachbearbeitung
- Steuerdurchsetzung
- Außenprüfung, Steueraufsicht
- Bilanzanalyse
In der Ausbildung erhalten Sie als angehende/r Finanzwirt/in, die die Kompetenz Steuerbescheide zu prüfen. Dazu benötigen Sie Kenntnisse des Steuer- und Bewertungsrechts. Daneben erwerben Sie die Fähigkeit, Bilanzanalysen durchzuführen. Für Ihre Arbeit als Finanzwirt/in benötigen Sie Kenntnisse über das Datenaustauschprogramm ELSTER. Sie kennen sich mit der Gewerbe-, Grunderwerbs-, Körperschaftssteuer aus sowie mit der Lohn-, Einkommens- und Umsatzsteuer.
Insbesondere die Tätigkeit in der Vollstreckungsstelle erfordert Fachwissen im Vollstreckungswesen, in der Zwangsvollstreckung sowie im Steuerstrafrecht. Buchführungskenntnisse sowie Fachwissen im Kassenwesen der öffentlichen Verwaltung ergänzen die Kompetenzen, die Sie zu einem erfolgreichen Dienst als Finanzwirt/in befähigen.
Wie viel verdient ein Finanzwirt?
Während der Ausbildung erhalten Steueranwärter/innen des mittleren Dienstes eine Ausbildungsvergütung, den Anwärtergrundbetrag. Dieser beträgt nach dem neuen Besoldungs- und Anpassungsgesetz 2021/2022 ab dem 01.04.2022 ca. 1.307,34 € brutto/Monat. Ergänzend zum Grundbetrag bekommen Auszubildende im mittleren Dienst der Finanzverwaltung Vergütungen und Zuschläge, gegebenenfalls einen Familienzuschlag sowie vermögenswirksame Leistungen. Die Höhe des Anwärtergrundbetrages bleibt in beiden Ausbildungsjahren gleich.
Als Berufseinsteiger arbeiten Sie als Steuersekretär/in. Für diese Tätigkeiten erhalten Sie eine Besoldung nach der Besoldungsgruppe A6. Dies entspricht einem Einstiegsgehalt von ca. 2.521 bis ca. 3.138 € brutto/Monat.
Mit Berufserfahrung erhöht sich Ihr Gehalt. Ihre Besoldung beträgt nach der Besoldungstabelle Baden-Württemberg 2022 – Prognose als:
- Obersekretär/in in der Besoldungsgruppe A7 ca. 2.621 bis 3.298 € brutto/Monat
- Hauptsekretär/in in der Besoldungsgruppe A8 ca. 2.770 bis 3.580 € brutto/Monat
- Amtsinspektor/in (Verzahnungsamt mittlerer – gehobener Dienst) in der Besoldungsgruppe A9 ca. 2.936 bis 3.804 € brutto/Monat
Ein Verzahnungsamt ist das Endamt der Beamtenlaufbahn – hier des mittleren Dienstes. Nach besoldungsrechtlicher Einstufung gilt es für zwei Laufbahnen. Der/die Amtsinspektor/in ist folglich das höchste Amt des mittleren Dienstes und das niedrigste des gehobenen Dienstes.
Welche Aufgaben hat man als Finanzwirt?
Während der Ausbildung bereiten Sie sich auf Ihre Aufgabe als Beamter/-in im mittleren Steuerdienst vor. Sie studieren die Steuergesetze, die Urteile der Finanzgerichte und kennen die Anweisungen der Finanzverwaltung. Sie lernen, wie Sie Steuererklärungen am Computer bearbeiten und ermitteln die Zahllast. Zu viel gezahlte Beträge erhalten die Steuerpflichtigen zurück.
Fällt eine Steuerlast an und begleicht ein säumiger Zahler seine Steuerschuld trotz Mahnung nicht, arbeiten Sie mit anderen Abteilungen zusammen, um die Steuerschuld einzutreiben. Gemeinsam mit Vollstreckungsbeamten/-innen pfänden Sie das Bankkonto des/der Säumigen oder in dessen Wohnung Gegenstände, die etwa dem Wert der Steuerschuld entsprechen.
Ihre Aufgabe als Beamte/r auf Widerruf ist es, die Ihnen übertragenen und dem Berufsbild entsprechenden Tätigkeiten konzentriert und mit Sorgfalt auszuführen. Sie bereiten sich auch außerhalb Ihrer Dienstzeit in Ihrer Freizeit auf die Laufbahnprüfung zum/zur Finanzwirt/in im mittleren Dienst vor.
Im Berufsleben setzen Sie als Finanzwirt/in die Steuern fest, erheben und verwalten diese. Zu Ihren Aufgaben gehört die Beratung in allen Steuerangelegenheiten. Ist ein Steuerpflichtiger nicht in der Lage, seine Steuerschulden pünktlich zu begleichen, verhandeln Sie mit diesem, um eine Lösung zu finden. Erkennen Sie während Ihrer Arbeit Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten, liegt es in Ihrem Aufgabengebiet Bußgeldverfahren einzuleiten oder bei schweren Straftaten die Staatsanwaltschaft einzuschalten.
Der Beruf des/der Finanzwirtes/-in umfasst zudem die Steuerfahndung, die Bewertung von Grundstücken, den Zoll und die Betriebsprüfung. Letztere erstreckt sich auf die Lohnsteueraußenprüfung. Als Vollziehungsbeamte/r vollstrecken Sie Forderungen gegenüber Steuerschuldnern/-innen. Dabei ist es Ihnen gestattet, Geschäfts- und Wohnräume zu durchsuchen und Gegenstände zu pfänden. Im Zollbereich befassen Sie sich mit dem grenzüberschreitenden Nahverkehr.
Wo arbeitet ein Finanzwirt?
Ein/e Finanzwirt/in findet seinen/ihren Arbeitsort überwiegend in Finanzämtern und in Zollbehörden. Ein Einsatz im Zolldienst ist ebenso denkbar wie die Arbeit an einem Landes- und Bundesrechnungshof, im Finanzministerium oder in einer Oberfinanzdirektion. Daneben ist es möglich, eine Anstellung in der freien Wirtschaft in einer Steuerabteilung eines Großunternehmens zu finden oder als Wirtschaftsprüfer/in zu arbeiten.
Ihr Einsatz als Finanzwirt/in ist im Innen- und Außendienst möglich. Im Innendienst arbeiten Sie in Büroräumen und in Servicebereichen. Im Außendienst sind Sie als Vollziehungsbeamter/in oder als Lohnsteueraußenprüfer/in tätig. Dazu begeben Sie sich in die Betriebe der Steuerpflichtigen oder in die Wohnungen.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Finanzwirt?
Ein/e Finanzwirt/in passt sich den Veränderungen im Steuerrecht fortlaufend an. Neben dem Studieren von Gesetzesänderungen und Verordnungen kommen für ihn/sie Anpassungsweiterbildungen im Insolvenzrecht, im Finanz- und Rechnungswesen, in der Rechnungslegung oder im Steuerrecht in Betracht.
Um als Finanzwirt/in vom mittleren in den gehobenen Dienst und damit eine höhere Besoldungsgruppe und Führungspositionen aufzusteigen, bedürfen sie einer herausragenden Beurteilung. Sie durchlaufen ein Aufstiegsverfahren mit Prüfung. Die Regelungen dazu unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern.
Eine Alternative zum langen Weg des Aufstiegs innerhalb der Behörde bildet eine Karriere als Finanzwirt/in durch ein Bachelorstudium. Als Studienfächer bieten sich an:
- Steuern, Prüfungswesen
- Finanz- und Rechnungswesen, Controlling
- Verwaltungsmanagement, Public Management
Mit Abschluss des Studiums stehen Ihnen Berufstätigkeiten im öffentlichen Dienst und in der freien Wirtschaft offen. Die Tätigkeitsfelder umfassen die Steuerberatung, die Revision, das Finanz- und Rechnungswesen sowie die Wirtschaftsprüfung.