Beruf Chemikant
Welche Ausbildung benötigt man als Chemikant?
Die Ausbildung zum/zur Chemikant/in ist dual organisiert und dauert 3 ½ Jahre. Unter bestimmten Umständen kann die Berufsausbildung um ein halbes oder ein ganzes Jahr verkürzt werden, wenn Sie herausragende Leistungen zeigen.
Sie werden praktisch in einem Betrieb ausgebildet. Die theoretischen Aufgaben lernen Sie in der Berufsschule. Der Berufsschulunterricht findet einmal pro Woche statt oder ist als Blockunterricht organisiert.
Es gibt keine geregelten Zugangsvoraussetzungen zu diesem Berufsbild. Trotzdem sollten Sie mindestens einen mittleren Bildungsabschluss vorweisen können. Viele Ausbildungsbetriebe legen großen Wert auf die Noten in den Fächern Chemie, Biologie, Physik und Mathematik.
Nach zwei Jahren müssen Sie eine Zwischenprüfung ablegen. Am Ende der Berufsausbildung erfolgt noch eine Abschlussprüfung.
Welche Fähigkeiten braucht man als Chemikant?
In diesem Beruf gibt es drei grundsätzliche Säulen:
- Sorgfalt
- Präzision
- Genauigkeit
Sie stellen chemische Produkte her und müssen sämtliche Inhaltsstoffe genau mischen. Schon kleine Abweichungen können zu schwerwiegenden Schäden führen. Die chemischen Mittel gelangen in Form von Reinigern, Arzneimitteln oder Kosmetikartikel in den Handel.
Sie müssen immer aufmerksam arbeiten und sollten eine hohe Konzentrationsfähigkeit verfügen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es zu unvorhersehbaren chemischen Reaktionen kommen. Dann müssen Sie reaktionsschnell sein und unmittelbar auf den Vorfall reagieren.
Chemikanten/innen arbeiten mit einer Vielzahl an technischen Geräten und Bestecken. Manche dieser Werkzeuge sind klein, empfindlich oder müssen mit großer Vorsicht behandelt werden. Sie sollten daher eine ausgeprägte Feinmotorik und Fingerfertigkeit mitbringen.
Der Beruf basiert auf technischen und chemischen Vorgängen. Das setzt voraus, dass Sie über ein hohes Grat an technischem Verständnis verfügen und technische Vorgänge nachvollziehen können. Sie müssen die technischen Vorgänge und chemische Reaktionen in Zusammenhang bringen können.
Auch mathematische Kenntnisse sind in diesem Berufsbild unerlässlich. Nicht alle Rechnungen und Kontrollen werden digital durchgeführt. Nicht selten müssen Sie eigene Rechnungen durchführen. Das setzt wiederum voraus, dass Sie chemische Reaktionen auch von der mathematischen Seite betrachten und logisches Denken können.
Wie viel verdient ein Chemikant?
Die Gehälter von Chemikanten/innen sind deutschlandweit konstant. Nur die Branche und die Art des Unternehmens nehmen Einfluss. In der chemischen Industrie und in der Fahrzeugproduktion sind die Gehälter am höchsten. In der Arzneimittelherstellung liegen sie ein paar hundert Euro niedriger. Das Gehalt schwankt zwischen 3.000 und 4.200 € brutto im Monat.
Während der Ausbildung:
Die Ausbildungsvergütung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und nach Ausbildungsjahren gestaffelt:
- Im ersten Ausbildungsjahr zwischen ca. 980 und 1.100 € brutto im Monat
- Im zweiten Ausbildungsjahr zwischen ca. 1.050 und 1.170 € brutto im Monat
- Im dritten Ausbildungsjahr zwischen ca. 1.100 und 1.250 € brutto im Monat
- Im vierten Ausbildungsjahr zwischen ca. 1.180 und 1.300 € brutto im Monat
Als Berufseinsteiger:
Die Einstiegsgehälter liegen in ganz Deutschland zwischen ca. 3.000 und 3.300 € brutto im Monat. Der Tariflohn liegt bei knapp 3.100 € brutto im Monat für Berufseinsteiger/innen.
Mit Berufserfahrung:
Der Gehaltsunterschied bei berufserfahrenen Fachkräften wird durch die Branche bestimmt. Alle anderen Kriterien spielen in diesem Berufsfeld nur eine untergeordnete Rolle. Der Tariflohn liegt bei 3.600 € brutto im Monat. Deutschlandweit schwanken die Gehälter zwischen ca. 3.500 und 4.200 € brutto im Monat.
Welche Aufgaben hat man als Chemikant?
Sie stellen chemische Produkte aller Art her und mischen verschiedene Stoffe. Die Herstellung kann für sämtliche Industrien erfolgen:
- Pharmaindustrie
- Chemieindustrie
- Kosmetikherstellung
- Herstellung von Reinigungsmittel
Während der Ausbildung:
Die Ausbildungsverordnung schreibt die Unterrichtsinhalte vor. Neben den regulären Berufsschulfächern sind in diesem Berufsfeld noch sogenannte Wahlqualifikationsmodule verbindlich, die Sie selbst bestimmen können. Folgende Module stehen zur Verfügung:
- Verarbeitungstechnik
- Kältetechnik
- Temperaturtechnik
- Stoffvereinigungen
- Klassifizierung und Sortierung von chemischen Stoffen
- Mikrobiologische Produktionstechniken
- Labortechnik
Die regulären Fächer werden an der Berufsschule unterrichtet und im Ausbildungsbetrieb praktisch umgesetzt. Einige Fächer sind grundlegend für alle Branchen. Andere Fächer werden dagegen von der Branche vorgegeben und nur betriebsintern vermittelt. Zu den grundlegenden Fächern gehören folgende Aufgabengebiete:
- Maschinenlehre und chemische Stoffe
- Sicherheitsaspekte im Umgang mit chemischen Mitteln
- Gesundheitsschutz
- Arbeitsschutz
- Qualitätsmanagement
- Elektrische Steuerungen
- Chemische Arbeiten (z. B. filtrieren, zentrifugieren, sedimentieren)
- Auswirkung von Temperaturen auf chemische Stoffe
- Druck, Durchfluss, spezifisches Gewicht
- Reinigung und Wartung von Geräten
- Dokumentation
Im Berufsleben:
Sie bedienen die unterschiedlichen Anlagen und kontrollieren alle maschinellen Vorgänge. In regelmäßigen Abständen müssen Sie auch die Qualität der Produkte kontrollieren und dokumentieren. Eventuell müssen Sie die Herstellungsprozesse anpassen.
Chemikanten/innen arbeiten in unterschiedlichen Bereichen. Sie stellen Zahnpasta, Körperlotion oder WC-Reiniger her. Dazu benutzen Sie eine Vielzahl an chemischen Stoffen und dosieren diese exakt nach Vorgabe.
Bei der Herstellung von Waschmitteln, Kosmetika und Spülmitteln werden immer wieder Qualitätskontrollen durchgeführt, die der Sicherheit dienen. Sie sind dafür verantwortlich, dass nur hochwertige und einwandfreie Produkte in den Handel kommen.
Bei der Herstellung von Arzneimittel gelten noch höhere Sicherheitsmaßnahmen. Sie führen dann auch weitere und intensivere Qualitätskontrollen durch. Eine falsche Mischung oder Überdosierung kann in diesem Bereich lebensgefährliche Folgen haben.
Jeder Rohstoff, den Sie verwenden, müssen Sie auf Herz und Nieren prüfen und absolut richtig mischen. Sie dürfen auch keine kleinen Fehler machen. In diesem Job müssen Sie im Umgang mit chemischen Stoffen gewissenhaft und präzise arbeiten.
Sie sind für den gesamten Herstellungsprozess oder für einzelne Herstellungsbereiche verantwortlich. Das bedeutet, dass Sie auch die Maschinen und die Produktherstellung überwachen müssen. Auch Verunreinigungen aller Art müssen umgehend behoben werden.
Sie arbeiten an verfahrenstechnischen Geräten, die Sie regelmäßig warten müssen. Dazu gehört auch, dass Sie die bei den Prozessen entstanden Abfälle kontrollieren und entsorgen. Einige Stoffe unterliegen hohen Sicherheitsbestimmungen und dürfen nicht ins Abwasser gelangen. Diese Stoffe müssen Sie abfüllen und separat entsorgen.
Wo arbeitet ein Chemikant?
Der Arbeitsbereich von Chemikanten/innen hängt von der Branche ab. Alle Chemikanten/innen arbeiten in einer Produktionshalle oder alternativ in einer Werkshalle. Hier arbeiten Sie an Maschinen und Computern. Sie tragen Schutzbekleidung und müssen sich an bestimmte Sicherheitsauflagen halten.
Sie sind auch in angrenzenden Laborräumen oder separaten Laboren tätig. Hier arbeiten Sie mit chemischen Soffen und müssen Schutzbekleidung tragen. Bei den Arbeiten müssen Sie zahlreiche Sicherheitsvorgaben einhalten.
Zur Dokumentation von Arbeitsabläufen halten Sie sich in einem Büro auf. Das Büro kann innerhalb oder angrenzend an der Produktionshalle oder einem Labor liegen. Sie machen die Produkte innerhalb von Lagerräumen versandfertig.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es als Chemikant?
Das gesamte Berufsbild ermöglicht Ihnen, Ihre Kompetenzen stetig weiter aufzubauen. Zahlreiche Tätigkeiten in Führungsabteilungen erreichen Sie über Weiterbildungsmaßnahmen, die exakt auf Ihre Branche abgestimmt sind. Einige Weiterbildungskurse werden über die Handwerks- und Handelskammern organisiert:
- Industriemeister/in – Chemie
- Techniker/in – Chemietechnik (Betriebstechnik)
- Synthesetechniker/in – Chemie
- Techniker/in – Chemietechnik (Biochemie)
- Techniker/in – Chemietechnik
- Techniker/in – Chemietechnik (Labortechnik)
- Technische/r Fachwirt/in
- Techniker/in – Farb- u. Lacktechnik
- Industriemeister/in – Pharmazie
- Techniker/in – Umweltschutz
Viele Unternehmen organisieren betriebsinterne Kurse, die sich an dem Arbeitsbereich orientieren oder Teil einer mehrjährigen Entwicklungsplanung sind. Diese Kurse beziehen sich häufig auf den Umgang mit neuen Maschinen oder die Herstellung und Markteinführung neuer Produkte.
Während der Berufsausbildung haben Sie die Möglichkeit, die fachgebundene Hochschulreife zu erlangen. Damit können Sie im Anschluss an die Berufsausbildung an einer Fachhochschule studieren. Alternativ können Sie mit der allgemeinen Hochschulreife auch an einer Universität studieren. Folgende berufsnahe Fächer sind für ein Studium lohnenswert:
- Chemie
- Pharmatechnik
- Chemieingenieurwesen
- Wirtschaftsingenieurwesen
- Wirtschaftschemie
- Kunststofftechnik
- Technologie der Kosmetika und Waschmittel
- Biochemie